Zwischen Büro und Rennstrecke: Carsten Tilke

15. Juli 2022

Sakko, Bauhelm oder Rennoverall: Dr. Carsten Tilke ist in den unterschiedlichsten Outfits anzutreffen – ganz abhängig von seiner Wirkungsstätte. Am Ende dreht sich bei ihm meist aber alles um eines: Rennstrecken.

Tilke ist Geschäftsführer des gleichnamigen Architekturbüros, das sich auf den Motorsport spezialisiert hat. Das von Vater Hermann Tilke gegründete Unternehmen ist verantwortlich für den Bau und die Betreuung einer Vielzahl der Strecken im Formel 1-Zirkus.

Mehr als 150 Menschen arbeiten am Standort Aachen sowie an den unterschiedlichen Projekten weltweit – Carsten Tilke ist einer von ihnen. Das Fundament für den Einstieg ins Familienunternehmen bildete sein Studium im Bereich Bauingenieurswesen, ehe er mit 31 Jahren in die Firma einstieg.

„Ich habe von Beginn an normal an den Projekten mitgearbeitet und beispielsweise das Projektmanagement mitgemacht“, so der 38-Jährige. „Die Vorhaben sind in der Regel sehr vielfältig und umso besonderer war es, als ich das erste Mal für ein Projekt von Anfang bis Ende mitverantwortlich war. Da ist man fast durchgängig auf der Baustelle.“

Daran änderte auch der Wechsel in die Geschäftsführung nichts: „Wir haben die Verantwortungen zwar klar verteilt und im Unternehmen mehrere Prokuristen“, erklärt Tilke. „Doch, wenn eine neue Rennstrecke entsteht, bin ich trotzdem regelmäßig vor Ort. Gerade in den Anfangsphasen von Projekten bin ich stark involviert. Hier entscheiden sich schließlich viele grundlegende Dinge.“

Dass der Aachener nicht nur auf Baustellen, sondern auch regelmäßig im Fahrerlager der Formel 1 anzutreffen ist, hat laut Tilke einen einfachen Grund: „Wir müssen wissen, welche neuen Projekte im Gespräch sind. Das erfährt man natürlich am besten, wenn man regelmäßig mit den Protagonisten im Austausch ist. Zudem geben uns diese Gespräche Feedback, welches wir wieder in unsere Arbeit einfließen lassen.“

Weiteres Feedback holt sich Carsten Tilke am liebsten direkt selbst – und zwar als Rennfahrer. 2007 begann er im Alter von 23 Jahren selbst mit dem Rennfahren und verbuchte nur zwei Jahre später seinen ersten großen Erfolg: Mit Land-Motorsport fuhr er damals zum Gesamtsieg beim 24-Stunden-Rennen in Dubai. „Der Sieg ist eine wunderbare Erinnerung und die Strecke liegt mir irgendwie, auch wenn diese nicht von uns gebaut wurde“, gibt er schmunzelnd zu.

In den darauffolgenden Jahren versuchte sich der gelernte Bauingenieur in verschiedenen Rennserien, etwa dem ADAC GT Masters. Dort feierte er auf einem Auto mit Christian Abt mehrere Podesterfolge in seiner Klasse. Auch im Langstreckensport absolvierte er immer wieder Gaststarts – zum Beispiel in der 24H Series einem Mercedes-Benz SLS AMG GT3 zusammen mit DTM-Legende Bernd Schneider. Sowohl beim 24-Stunden-Rennen in Paul Ricard als auch bei den 12 Stunden von Zandvoort reichte es hierbei zu Gesamtrang drei.

Wann er das nächste Mal ins Steuer greift, steht nicht fest. Auf dem Schreibtisch liegen erst einmal andere Vorhaben, wie ein Stadtkurs in Las Vegas, auf dem die Formel 1 bereits 2023 fahren soll.

Geschrieben von Markus Findeisen / Fotos: Tilke Engineers & Architects, Gruppe C Photography