Von der Dresdner Altstadt in die Wüste: Gerd Kastenmeier

17. Mai 2022

Gerd Kastenmeier ist angesehener Koch und Unternehmer. Einmal im Jahr tauscht er seine komfortable Arbeitsstätte, das Kempinski Hotel in der Dresdner Altstadt, allerdings gegen eine kleine Kombüse in der Wüste. Warum er das macht? Weil er seit vielen Jahren Koch bei der Rallye Dakar ist – und genau darüber haben wir mit ihm gesprochen.

Was ist dein Job bei der Rallye Dakar?

Ich bin Ansprechpartner für alles, was mit Verpflegung zu tun hat. Wir sind nur zu zweit und haben dieses Jahr für 180 Mann gekocht – Servicepersonal gibt es nicht, das ist alles Selbstbedienung. Es gibt Frühstück, Mittag, Kaffee und Kuchen und Abendbrot bis 22 Uhr. Es steht immer irgendwas zu Essen bei uns im Zelt. Dabei verarbeiten wir etwa 1.200 Kilo Fleisch, 500 Kilo Pasta und servieren zehn Europaletten alkoholfreier Getränke.

Die Rallye fand in diesem Jahr in Saudi-Arabien statt, zuvor in Südamerika. Wo kommen denn all die Lebensmittel her, die du verarbeitest?

Das meiste, was haltbar ist, versuche ich in Deutschland zu kaufen. Alles was frisch ist, besorge ich vor Ort. Das ist in Saudi-Arabien relativ leicht, da sie in den großen Städten wie Riad oder Dschidda gut aufgestellt sind. Aber als die Dakar noch in Südamerika stattfand, war das brutal schwierig. Gerade rund um Bolivien war es eine richtige Herausforderung, all das zu kriegen, was man gebraucht hat.

Wie genau läuft so eine Rallye für dich vor Ort ab?

Wir sind immer Teil des Camps, aber haben dort einen eigenen Bereich. Mittlerweile mit Toiletten- und Duschcontainern, sodass wir komplett autark arbeiten können. Letztendlich sind wir immer die ersten, die abfahren, und wenn wir’s schaffen auch die ersten, die ankommen. Wenn wir am nächsten Tag Verbindung haben, bauen wir meist abends um 22 oder 23 Uhr ab. Wenn wir noch Frühstück anbieten, starten wir danach. Teilweise nutzen wir dabei dieselben Routen wie die Teilnehmer – die Verbindungsetappen sind zu 90 Prozent identisch. Wir sind immer der erste LKW, der aus dem Camp rausfährt. Wir dürfen eine Stunde vor den ersten Teilnehmern, den Motorrädern, aus dem Lager raus – meistens überholen die uns dann aber wieder – damit es 30 Minuten nach Ankunft etwas zu Essen gibt.

Was waren bis jetzt deine Highlights?

Wir hatten in Argentinien brutale Regenschauer, sodass die Flüsse extrem angestiegen sind. Da sind wir mit unserem Küchen-LKW über eine Brücke drüber, die schon einen halben Meter überschwemmt war. Du hast da gar keine Straße mehr gesehen. Das war richtig verrückt.

Was auch richtig cool war: Wir haben unterwegs mal Robby Gordon getroffen, der auf seinen Servicetruck gewartet hat. Dort haben wir dann zusammen Biltong gegessen und eine Mordsgaudi gehabt. Als Koch bist du dafür zuständig, dass es allen gutgeht. Der Treffpunkt, wo alle zusammenfinden – egal ob Rennfahrer, Mechaniker oder Presse. Oftmals kommen die Jungs auch, um sich einfach mal alles von der Seele zu reden, wenn es zum Beispiel mal nicht so gut lief.

Interview: Markus Findeisen / Lukas Gajewski, Foto: Gerd Kastenmeier, Audi