Analyse: Marc Surer über die Zukunft der Formel 1

29. Mai 2020

Als ehemaliger Formel 1-Fahrer und heutiger TV-Kommentator kennt sich Marc Surer in der Königsklasse bestens aus. Auch den Schweizer beschäftigt die Zukunft des Motorsports – insbesondere der Formel 1 – nach der Corona-Zwangspause. Für unser Printmagazin just race hat Surer die aktuelle Situation analysiert und spannende Vorschläge für die Formel 1 von morgen gemacht.

Die Gespräche über eine Budgetobergrenze sind nicht neu. Seit Jahren wird über die Einführung einer Kostendeckelung diskutiert. Eine solche Obergrenze soll nicht nur den enormen finanziellen Aufwand einschränken, sondern würde vermutlich auch die Abstände zwischen den Teams verringern.

Aus gegebenem Anlass ist dieses Thema während der Corona-Krise abermals hochgekocht. Zumal sich die Spekulationen um den Ausstieg einiger Konstrukteure wie Mercedes oder Renault vermehrt haben. Brechen aktuelle Teams weg, müssten neue Rennställe einsteigen. Doch in Anbetracht der Wirtschaftslage erscheint das zurzeit utopisch.

Marc Surer hat einen interessanten Vorschlag, um neue Teams anzulocken. „Denen müsste man die Möglichkeit geben, ein letztjähriges Auto zu kaufen“, so der Schweizer. „Ich sehe sonst nicht, wie ein neuer Rennstall einsteigen kann.“ Surer verweist auf die bislang letzte neueingestiegene Mannschaft. Das Haas-Team kaufte damals Technik von Dallara und Ferrari. „Das zeigt, dass keiner bei null anfangen kann, wenn er in die Formel 1 kommt.“

Auch für das Wochenendformat wünscht sich Surer ein Umdenken. Dabei meint der 82-fache Grand-Prix-Starter nicht das klassische, 300 Kilometer lange Rennformat, das gern in Frage gestellt wird. „Braucht es den Freitag?“, lautet stattdessen Surers Überlegung.

In den beiden Freien Trainings beträgt die Fahrzeit am Freitag aktuell satte drei Stunden. Die gesammelten Daten werden über Nacht in den Werken analysiert. Vor dem Qualifying am Samstag können die Ingenieure an der Strecke die Erkenntnisse nutzen und das Set-up der Autos sofort optimieren. „Das ist doch Blödsinn“, findet Surer. „Wenn ein kleines Team am Freitag zufällig eine gute Abstimmung gefunden hat, haben die großen Teams am Samstag schon wieder aufgeholt. Nur ein Freies Training am Samstagmorgen vor dem Qualifying wäre besser für den Sport, weil mehr dem Zufall überlassen bliebe. Und weniger Aufwand wäre es auch. Das wäre doch das, was wir haben möchten.“

Das vollständige Gespräch mit Marc Surer gibt es in der sechsten Ausgabe von just race.



Geschrieben von Lukas Gajewski